Trotz oder gerade aufgrund der Krankheit versuchen depressiv
erkrankte Menschen nach außen stark zu wirken. Sie sind kontrolliert,
diszipliniert, leistungsorientiert, ehrgeizig und wirken oft fröhlich und
selbstsicher. Keiner scheint zu merken, dass dies oft nur eine Maske ist.
Doch dieses Bild kann man nicht für ewig aufrecht erhalten. Auch wenn
man zunächst selber glaubt so zu sein, wie man sich gibt, merkt man als
Betroffener bald, dass das Verhalten nicht die innere Wahrheit widerspiegelt. Man
merkt, dass es einen nicht gut geht, dass man keine Kraft mehr hat und immer
unsicherer wird.
Aber noch will der Depressive die Fassade aufrecht erhalten. Es würde eh niemand
seine Probleme und Ängste verstehen oder ernst nehmen. Selbst wenn die Diagnose Depression bereits
festgestellt wurde. Gerade dann will der Betroffene es allen beweisen. Beweisen, dass er nicht krank, sondern normal ist. Dass die Erschöpfung und die Schwierigkeiten
nur eine Phase ist, die bald vorüber geht.
Doch wenn es immer schlimmer wird, wenn die Energie fehlt die Fassade
aufrechtzuerhalten, können die Menschen in der Umgebung zunehmend die
Veränderungen spüren. Die Unsicherheit, Die Ängste, die Trauer, die
Verzweiflung lassen sich nicht mehr verstecken – man fühlt sich entblößt.
Der
depressiv Erkrankte hat sich große Mühe gegeben das Bild des gesunden und
fröhlichen Menschen zu wahren und ist doch gescheitert. Neben der Erschöpfung und
Verunsicherung aufgrund der Krankheit und des andauernden Schauspiels kommen
noch Gefühle der Scham und des Versagens auf. Jeder kann nun sehen, was der Erkrankte selber in sich gesehen hat, nämlich den Versager, der sein Leben nicht mehr im
Griff hat, der mit dem „normalen“ Leben nicht mehr klar kommt und anders ist
als die anderen Menschen um ihn herum.
Nicht nur die Fassade beginnt zu bröckeln, auch die Welt um einem
herum geht kaputt. Der Betroffene kann sich nun nicht mehr verstecken. Das
soziale sowie berufliche Leben gerät in Gefahr. Denn das veränderte Verhalten
aufgrund der heruntergefallenen Maske verändert auch das Verhalten des Umfelds.
Selbst wenn einem am Anfang noch Verständnis entgegen gebracht wird, ändert
sich im Laufe der Zeit das Verhalten der anderen. Ungeduld und Unverständnis
nehmen den Platz ein. Denn sie können das Leiden des Depressiven nicht nachvollziehen. Nur wer selbst Depressionen hat oder hatte, wird die
Krankheit richtig verstehen und richtiges Verständnis zeigen können.
Als Betroffener kann man nur hoffen auf Verständnis und Geduld seitens
Familie, Freunde, Kollegen und Chef zu stoßen.
Mit professioneller Unterstützung können die Symptomatik gelindert und die
Erkrankung behandelt werden. Und wenn man an die richtigen Menschen gerät, wird
man mit seinen Höhen und Tiefen, Stärken und Schwächen akzeptiert und gemocht.
Das wünsche ich jedem!
Kennt ihr das Gefühl euch
hinter einer Maske zu verstecken? Und wie ergeht es euch mit dem "zweiten
Gesicht"?