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Mittwoch, 24. Juli 2013

Die Andersartigkeit - Warum bin ich so, wie ich bin?

Habt ihr euch auch schon diese Frage gestellt? Habt ihr euch auch schon oft fehl am Platz gefühlt und gefragt, ob es nur euch so geht?

Ich selber habe mir diese Fragen oft gestellt. Ich fühlte mich schon immer fremd in dieser Welt. Ich hatte das Gefühl, nirgendwo hinzugehören. Ich war ein Fremdkörper, ein Außerirdischer. Ich lebte auf einer einsamen Insel. Meine Insel, die ich nicht verlassen konnte.

Irgendwann habe ich akzeptiert, dass ich anders bin, aber ich wusste immer noch nicht, warum. Dieses Unwissen war schrecklich. Keine Antwort auf die Frage „Warum?“ zu haben ist immer furchtbar. Aber oft kann man diese Frage nicht beantworten und man muss mit der quälenden Ungewissheit leben.

Erst in der Therapie fand ich heraus, was der Grund meiner "Andersartigkeit" war: meine depressive Entwicklung. Meine Therapeutin erklärte mir, dass ich schon viel länger an Depressionen litt, als es mir bewusst war. Sie führte meine „Fehlentwicklung“ auf die Umstände in meiner Kindheit zurück. So, wie ich jetzt bin, wurde durch meine Umwelt und meine Erzeihung bestimmt. 

Weiter erklärte mir meine Therapeutin, dass mir entscheidende Dinge in der Kindheit gefehlt haben, wie z.B. Unterstützung und Aufmerksamkeit meiner Eltern, Hilfe bei der Entwicklung meiner sozialen Kompetenzen und Investition in meine Fähigkeiten und Interessen. Im Endeffekt stand ich alleine da. Zudem bekam ich den Kummer und die Sorgen meiner Eltern mit und ich versuchte Rücksicht auf sie zu nehmen. Diese Dinge wurden mir aber erst durch Gespräche in der Therapie bewusst. Wie soll man wissen, was einem fehlt, wenn man es nicht anders kennt?


Die Einflüsse, die mir fehlten, führten dazu, dass ich ein Nachzügler wurde. Ich hatte Schwierigkeiten in der Schule mitzukommen, hatte andere, kindlichere Interessen, als meine gleichaltrigen Klassenkameradinnen und mir fiel es schwer Freunde zu finden, da ich anders tickte. Auch war ich schnell von neuen, ungewohnten Situationen überfordert und hatte schon damals Angst zu versagen.

Gerade wenn man anders ist, wenn man sich anders fühlt und die anderen einem zu spüren geben, dass man nicht dazu gehört, wenn man unfreiwillig alleine ist, bis man sich auch damit abgefunden hat, dann sehnt man sich umso mehr danach „normal“ zu sein, so, wie die anderen. Aber egal was man tut, man schafft es nicht „normal“ zu sein. Es ist so, als ob die Normalität unerreichbar ist. Dennoch versucht man es immer wieder, auch wenn man sich gesagt hat, dass man es nicht mehr versuchen wird. Denn wer will schon anders sein, wenn man gar nicht, so wie die anderen, wählen darf zwischen Normalität und Andersartigkeit. 

Heute habe ich mich mit meiner „Andersartigkeit“ gut arrangiert und bin auch stolz auf gewisse Eigenschaften und Hobbies, die ich vielleicht nicht hätte, hätte ich mich anders entwickelt, hätte ich zu den „Anderen“ gehört. 

Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, das sollte man sich immer bewusst machen. Dennoch hätte ich gerne die Wahl gehabt.

Habt ihr bereits die Ursachen eurer Depression bzw. eures Verhaltens gefunden?
 

4 Kommentare:

  1. Ich kann dich gut verstehen - meine Depression rührt auch von der Kindheit her (ich verurteile aber meine Eltern dafür nicht - sie wussten es ja auch nicht besser). Ich war als Kind auch anders, eine Außenseiterin, war Schüchtern und zurück gezogen. Von "außen" gab's also keine Bestätigung - im Elternhaus nur, wenn ich gut in der Schule war. Und das war ich dann auch - ich habe meine Kraft ins Lernen gesteckt, damit ich super in der Schule war und meine Eltern stolz auf mich. Dieses Verhalten habe ich dann weiter in die Arbeitswelt genommen und mich dabei übernommen bis es irgendwann nicht mehr ging...

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    1. Hallo Wellenreiterin,

      vielen Dank für dein Interesse und deine Offenheit! :)

      Es freut mich, dass du meinen Beitrag gelesen und auch kommentiert hast. Das ist das, was ich mit diesem Blog beabsichtige. Ich möchte einen Dialog starten. Man soll sich hier sicher fühlen, über Dinge reden, die einen beschäfitgen und Wege finden, um auf eigene Antworten zu stoßen.

      Zuerst möchte ich sagen, dass ich meine Eltern ebenfalls nicht verurteile. Ich habe das Thema Familie und Eltern hier nur kurz angeschnitten. Später werde ich in einem anderen Beitrag noch etwas mehr zu diesem Thema schreiben.

      Das Thema "Andersartigkeit" ist ein schwieriges Thema. Wahrscheinlich fühlt sich jeder einmal anders oder nicht ganz normal. Aber bei depressiv Erkrankten ist es ein Dauerthema, oft auch unbewusst. Ständig ist die Aufmerksamkeit nach Außen hin gerichtet und man tut Dinge mehr für andere, als für sich selbst. Das geht auf Dauer natürlich nicht gut. Man geht kaputt daran.

      Ich kann dein Erleben sehr gut nachvollziehen. Du hast Bestätigung gesucht und diese dann in deinen Leistungen und die daraus resultierenden Rückmeldungen gefunden. Aber du selbst hast dich nicht bestätigt gefühlt.

      Ich selber habe, meiner Erinnerung nach, kaum Bestätigung bekommen. Ob ich gute oder schlechte Noten nach Hause brachte, war egal. Alles war egal, solange ich brav war. In den letzten Jahren habe ich aber zunehmend Ehrgeiz entwickelt, um die fehlende Bestätigung zu bekommen. Aber das war dumm. Ich bin zu ehrgeizig und damit zu streng zu mir geworden und stehe mir damit nur selbst im Weg.

      Ich kann nur hoffen, dass du und ich und andere Betroffene uns nicht mehr nur über Leistung definieren und unseren eigenen Wert erkennen.

      Ich hoffe, dass dir und alle anderen mein Blog eine Hilfe sein wird.

      Falls du dir noch etwas von der Seele reden möchtest, kannst du dich gerne an mich wenden. :)

      Liebe Grüße,
      Any

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    2. Hallo Any,

      vielen Dank für deine Antwort!

      Dein Blog ist mir auf jeden Fall eine Hilfe - zu wissen, man ist nicht alleine und kann sich austauschen - finde ich toll!

      Mittlerweile definiere ich mich auch nicht mehr nur über Leistung.
      Durch die Hilfe meines Mannes und durch Erspartes kann ich mir noch ein Weilchen eine Jobpause gönnen; die Depression hat sich schließlich auch über eine lange Zeit "aufgebaut", da hab ich mir diese Auszeit verdient. Hat lange Zeit gedauert, bis ich das verstanden habe, aber jetzt weiß ich, ich bin etwas Wert, einfach nur weil ich da bin :-).

      Es sind die kleinen Dinge - einfach nur Sein, die Natur und jeden Moment bewusst genießen - das macht das Leben aus.

      Viele liebe Grüße

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    3. Es freut mich, dass dir mein Blog eine Hilfe ist. :)

      Und ebenfalls freut es mich, dass du dir Ruhe gönnst, das tust, was dir gut tut und du deinen Wert erkannt hast. Das sind die richtigen Schritte hin zu sich selbst!

      Gerne kannst du weitere Erfahrungen einbringen, wenn du ein Thema findest, mit dem du dich identifizieren kannst.

      Ich wünsche weiterhin viel Ruhe und Entspannung.

      Liebe Grüße,
      Any :)

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