Wenn niemand an Dich glauben will, glaube an Dich selbst!

Freitag, 23. August 2013

Kontrollverlust – Die Ängste der Depressiven

An Depressionen Erkrankte leiden sehr stark unter ihrer Krankheit. Sie fühlen sich allein, nicht dazugehörig und nicht verstanden, weil sie anders ticken, als andere.

Wenn die Betroffenen gefragt werden, warum sie sich so verhalten, wie sie es tun und sie bereits angefangen haben, sich selbst und die Krankheit zu erforschen, dann kommen sie häufig zum Entschluss, dass vieles auf Unsicherheit und Angst beruht.

Sie haben Angst, ausgeschlossen zu werden, allein zu sein, nicht verstanden und geliebt zu werden, Fehler zu machen und dadurch Zuneigung zu verlieren. Ihr Leben lang haben sie immer wieder versucht es anderen Recht zu machen, um so Bestätigung zu erhalten. Machen sie nun etwas falsch, sei es wahr oder nur Einbildung, leisten weniger als geplant, erliegen den Symptomen ihrer Krankheit, dann fühlen sie sich schlecht. Sie haben Angst den Anforderungen, die man an sie stellt oder die sie an sich selber stellen, nicht zu entsprechen und andere zu enttäuschen. Sie haben Angst davor, als schwach, faul, dumm oder unfähig zu gelten und so nicht das Recht zu besitzen, geliebt zu werden. Sie fühlen sich wertlos.

Etwas Falsches zu tun oder zu sagen sind ebenfalls Ängste, die Betroffene begleiten. Sie haben Angst, dass ihre Unsicherheit entlarvt wird. Um das zu verhindern, entwickelten sie eine Art Kontrollzwang. Alles muss geplant, alle Eventualitäten mit eingerechnet werden. Depressive Menschen sind selten unvorbereitet. Tritt dieser Fall doch mal ein, sind sie häufig überfordert. Unerwartete Ereignisse macht sie nervös und unsicher. Unsicherheit, die keiner zu sehen bekommen soll.

"Ich soll einfach mal spontan sein? Kein Problem, das habe ich für Morgen eingeplant!"

Warum können an Depressionen erkrankte Menschen die Kontrolle nicht einfach abgeben? 

Ohne Kontrolle gibt es für sie auch keine Sicherheit. Sicherheit ist ihnen sehr wichtig. Die Betroffenen hatten lange Zeit nur sich selbst. Sie konnten sich nur auf sich selber verlassen und nur sich selbst vertrauen. Sie mussten sich ihre eigene Sicherheit schaffen, wo kein anderer ihnen Sicherheit gab. Sie sorgten für sich, in dem sie Unannehmlichkeiten aus dem Weg gingen, es allen um sie herum Recht machten und alle Situationen zu kontrollieren versuchten. 

Leider ist der Versuch, alles zu kontorllieren keine Lösung um die Ängste und die Unsicherheit zu besiegen. Sie werden lediglich kaschiert. Man kann nicht alles kontrollieren und planen; der Einfluss von einem selbst ist begrenzt. Wer es dennoch versucht, findet keinen Halt, belügt sich selbst und setzt sich selber ständig unter Druck. Daher ist diese Strategie auch irgendwann zum Scheitern verurteilt.

Dennoch ist es für die Betroffenen sehr schwer, die Kontrolle abzugeben. Es bedeutet den Schutzschild, der jahrelang die Unsicherheit abhielt, abzulegen. Sie sind gezwungen, Dinge auf sich zu kommen zu lassen und an sich selbst zu glauben und für sich einzustehen.

Vielleicht sind die vielen Ängste unbegründet, da viele in der ungewissen Zukunft und auf „was wäre wenn“ beruhen. Dennoch sind sie da. Nur mit viel Geduld und mit stetiger Arbeit an seiner Einstellung und seinem Selbstwertgefühl können die Ängste reduziert und die Kontrolle abgegeben werden. Auch wenn es zunächst beängstigend ist, wird das Leben dadurch einfacher, da die Ängste und die Kontrolle das Leben nicht mehr beherrschen. 

Was für Ängste habt ihr? Habt ihr auch Angst vor Kontrollverlust?
 

4 Kommentare:

  1. Guter Artikel!
    Ich muss auch so langsam lernen, spontaner zu sein. Wenn mein Mann spontan etwas vorschlägt, dann wirft mich das schon manchmal ein bisschen aus der Bahn...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt! :)
      Ich dachte mir, dass sich mit diesem Thema einige identifizieren können.

      Ist dir in irgendeinem Bereich aufgefallen, dass du Kontrolle ausübst? Wie stellt es sich da?

      Ich selber merke, wie gern und viel ich plane und ich mich dadurch viel sicherer fühle, als wenn ich etwas auf mich zukommen lasse. Und bevor ich etwas tue oder sage, male ich mir in Gedanken aus, wie mein Gegenüber reagieren könnte, um gut vorbereitet zu sein und nicht negativ überrascht zu werden.

      Liebe Grüße,
      Any

      Löschen
    2. Ich plane viel die "Freizeitaktivitäten" - also an dem Tag gehen wir zu dem Fest, an dem Tag zu dem Markt, an dem Tag müssen wir da und da einkaufen gehen....

      Das Essen plane ich auch meistens für 1 Woche im voraus; das liegt aber eher dran, dass ich es besser finde, nicht jeden Tag einkaufen gehen zu müssen (mehr Möglichkeiten zum Spontankauf ;-) ) und eine bessere Planung zu haben, so dass nicht so viel weggeschmissen wird (z. B. die Sachen einplanen, die schon im Haushalt sind oder wenn ein ganzer Chinakohl für 1x Abendessen zu viel wäre, gibt es eben die Woche nochmal ein Gericht mit Chinakohl). Wenn aber dann mal etwas dazwischen kommt und an dem Tag, aus welchen Gründen auch immer, das geplante Essen nicht gemacht wird - da bin ich noch ein bisschen am lernen, den Plan einfach zu ändern, ohne groß ein Drama draus zu machen (klappt schon ziemlich gut).

      Mit den Gedanken machen, was sage ich, was tue ich, das kenne ich auch. Da male ich mir auch immer aus wie die Situation sein könnte. Ist schlimm, aber ich bin auch ein kleiner Tolpatsch, da ist das schon manchmal besser so, denke ich ;-)

      Löschen
  2. ...ich hab mit der geburt meiner schwester angefangen mich zu kontrollieren,weil ich eifersuechtig war(2,5 jahre)und dafuer bestraft wurde.nun bin ich 39 und bin zusammen gebrochen.habe keine gefuehle,spuere keine freude,jeder tag bestimmt die muedigkeit und ich habe schwierigkeiten weiter leben zu wollen.ohne kontrolle gibt es mich nicht

    AntwortenLöschen