Wenn niemand an Dich glauben will, glaube an Dich selbst!

Montag, 26. Mai 2014

Zwei Welten

Wenn man an Depressionen leidet, dann hat man oft das Gefühl in zwei Welten zu leben, die sich stark voneinander unterscheiden.

In einer Welten, in der inneren Welt, geht es um einen selbst. Man ist bemüht sich selber zu finden, Gefühle zu entschlüsseln, sich Gedanken zu machen und gesund zu werden. Man versucht einen Sinn im Leben zu finden und am Leben teil zu haben.

Doch dann ist da noch die zweite Welt. Das Leben in dieser Welt hat oft negativen Einfluss auf das Leben in der ersten Welt. In dieser äußeren Welt wird keine Rücksicht auf den anderen genommen und ist kein Platz für Menschen, die anders denken und fühlen. In der zweiten Welt sind andere Dinge wichtig als das Innere, die Seele, des Menschen. Es sind das Aussehen, das Image und die Leistungen, die diese Welt beherrschen. Da ist es nicht wichtig, wer man ist. Da ist nur wichtig, wer man vorgibt zu sein. Welche Kleidung du trägst, wie viel Geld du verdienst, was du im Leben erreicht hast. Auf den Menschen mit all seinen Facetten, seinen Schwächen und Stärken, seinen Höhen und Tiefen kommt es nicht an. Wenn du nichts hast, bist du niemand. Wenn du ein Niemand bist, bist du nichts wert. 


Der depressiv Erkrankte versucht sich in beiden Welten zu bewegen:  In einer Welt, die ihm gut tut und der anderen, in der er sich eingesperrt fühlt. Er pendelt zwischen den Welten und zahlt immer einen Preis dafür: Erschöpfung, Unsicherheit und Einsamkeit. In der inneren Welt kann er so sein, wie er ist und in der äußeren Welt versucht er so zu sein, wie man ihn haben will. In der einen Welt kann er leben, wie er will und in der anderen funktioniert er, wie er soll.

Das Leben in beiden Welten ist wie das Balancieren auf einem Seil hoch über einem tiefen Abgrund. Ein falscher Schritt und beide Welten kollidieren und tragen großen Schade davon. Aber das Leben in beiden Welten ist auf Dauer zu mühevoll. Solange beide Welten parallel zueinander existieren, kann keines der Leben erfüllend sein. In kleinen Schritten müssen daher beide Welten miteinander vereint werden.

Dieses Zusammenführen der beiden Welten, der inneren und der äußeren Welt, gestaltet sich oft schwer und ist mit Mut und Mühe zu bezahlen. Doch wird sich dieser Einsatz lohnen, wenn dadurch die Zerrissenheit verschwindet. Kein Pendeln mehr, kein funktionieren mehr, einfach Leben.

Habt ihr auch manchmal das Gefühl euch zwischen zwei Welten zu bewegen?

5 Kommentare:

  1. Wellenreiterin26. Mai 2014 um 17:36

    Schön wieder was von dir zu lesen :-)

    Wirklich ein guter Artikel, den du da geschrieben hast.
    Auch wenn ich nicht mehr am "Anfang" meiner Depression bin, wo es noch deutlicher zum Vorschein kommt - diese zwei Welten sind mir trotzdem noch gut bekannt. Zuhause kann ich sein wie ich bin, mit allen meinen Schwächen und Fehlern, außerhalb ist mehr das Funktionieren, das Nicht-Auffallen gefragt. Mittlerweile kann ich aber auch außerhalb immer mehr ich selbst sein, einfach mal "verrückte" Dinge tun, die sich in dem Moment gut anfühlen und bei denen mir es dann auch egal ist, was alle anderen Menschen außen rum denken. Funktioniert aber auch nur manchmal - ich arbeite aber daran :-)

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    1. Liebe Wellenreiterin,

      ich freue mich ebenfalls wieder von dir zu lesen! :) Es ist schön, dass du nach meiner Pause wieder zu meinem Blog gefunden hast. Das ist nicht selbstverständlich.

      Es ist schön zu lesen, dass du auch in der Außenwelt immer mehr du selbst sein kannst. Dennoch ist es nicht leicht und es ist manchmal harte Arbeit. Daher wünsche ich dir weiterhin viel Kraft.

      Ich selber habe das Gefühl, dass sich die Welten teilweise vermischen, sodass ich nicht mehr weiß, wie ich mich in gewissen Situationen verhalten soll oder kann. Da heißt es für mich: Einfach probieren. Aber eine Ungewissheit bleibt.

      Ich hoffe, dass ich wie du in bestimmten, unvorhergesehenen Situationen mehr ich selbst sein kann und ich den gesellschaftlichen Druck hinter mir lassen kann.

      Liebe Grüße,
      Any

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    2. Wellenreiterin28. Mai 2014 um 14:33

      Vielen Dank, ich wünsche dir auch ganz ganz viel Kraft!

      Ich kann doch gut nachvollziehen, wenn es auch mal eine größere Pause gibt - deswegen bleibe ich dir trotzdem "treu". Ich bin froh, wenn jemand da ist, der mich versteht und dem ich vielleicht auch etwas helfen kann - und wenn es nur ein kleines "da draußen ist jemand, der versteht dich" ist, das macht schon eine Menge aus :-)

      Du hast Recht, manchmal ist es schon so ein: "soll ich mich jetzt lieber so oder so verhalten / wie weit kann oder soll ich hier gehen?". Aber ich bin ganz sicher, dass du irgendwann sagen kannst: "Gesellschaft, ihr könnt mich mal, ich bin und bleib so wie ich bin" oder so ähnlich ;-)

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    3. Vielen Dank für deine aufbauenden Worte! :)

      Ich weiß, dass ich es irgendwann schaffe auf mich und meine Gefühle zu hören, anstatt auf das zu achten, was die Gesellschaft mir vorgibt zu tun. Auch wenn es noch ein langer Weg ist.

      Dieser Blog soll hier ein Ort des Gebens und des Nehmens, der Offenheit und des Verständnisses sein - für alle Betroffenen und Angehörigen.

      >> Wir sind da draußen. Wir schaffen es, weil wir nicht alleine sind. Wir sind stark.<<

      Liebe Grüße,
      Any

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    4. Wellenreiterin4. Juni 2014 um 11:16

      Das hast du sehr schön "gesagt" :-) Danke!

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