Wenn niemand an Dich glauben will, glaube an Dich selbst!

Montag, 2. Juni 2014

Wir jammern nicht - aber jammern tut gut

Wenn man endlich den Mut aufgebracht hat jemanden von seiner Krankheit zu erzählen, fängt man auch Stück für Stück an aufzulockern und von sich und dem Leben mit der Krankheit zu erzählen. Man traut sich mehr und mehr über seine Probleme und sein Wohlbefinden zu sprechen. Denn der Andere scheint zum Zuhören bereit zu sein. Doch dann kommt irgendwann (mal früher, mal später, mit Glück auch nie) der Punkt, an dem gesagt wird: „Nun hör doch auf zu jammern! Mir geht es auch mal schlecht. Aber quatsche ich dich damit zu?“

Danke, sage ich da nur. Jeder Mensch beschwert sich mal über etwas, auch mal etwas zu viel. Davon ist, meiner Meinung nach, niemand ausgenommen. Und klar geht einem manchmal auf die Nerven, wenn sich jemand unentwegt über Dinge beklagt. Aber so ist das nun mal. Manchmal muss man einfach mal Dampf ablassen oder rumweinen. Das tut einfach gut und ist alle Mal besser als die Sorgen und Probleme runter zu schlucken. Aber wenn man dann von jemanden, den man sich anvertraut hat, z.B. einem Freund oder Familienmitglied, eine solche Abfuhr bekommt, dann ist das ziemlich verletzend. Sich beschweren und sich über etwas beklagen ist ein Geben und Nehmen wie alles andere auch. Jeder sollte über das reden können, was ihm auf dem Herzen liegt, ob positiv oder negativ. Falls man das nicht kann, spricht man mit der falschen Person darüber und sollte sich an jemanden wenden, der nicht nur nehmen sondern auch geben kann. 


Ich selber habe eine wie oben beschriebene Situation erlebt. Ich sprach mit einer langjährigen Freundin über Probleme in meiner Familie und in der Schule, die leider nicht selten waren. Dann unterbrach sie mich und sagte mir ungeduldig: „Das interessiert mich nicht. Du redest so oft von deinen Problemen. Ich will das nicht länger hören!“ Dieses Erlebnis hat mein Vertrauen auch in andere Menschen erschüttert. Es hat lange gedauert, bis ich mich erneut traute mich jemanden anzuvertrauen, speziell beim Thema Depressionen. 

Aber nun bin ich wesentlich offener und habe Menschen um mich herum, die meine Schwächen akzeptieren und sich meine Beschwerden und Probleme anhören. Gerade bei Depressionen ist es wichtig sich mitzuteilen, da man oft das Gefühl hat nicht verstanden zu werden. Nur durch Reden und durch beschreiben der Gefühle kann man anderen begreiflich machen, was man selbst durchmacht. Auch wenn es manchmal nach Jammern klingt, ist es ein wichtiges Ventil und Kommunikationsmittel. 

Wurde euch schon einmal gesagt, dass ihr zu viel jammert und ihr damit aufhören sollt? Wurdet ihr ruppig darauf hingewiesen?

4 Kommentare:

  1. Wellenreiterin4. Juni 2014 um 17:46

    Das tut mir leid :-/
    Sowas musste ich noch nicht erleben - ich erzähle aber auch nur sehr wenigen Menschen von meiner Depression, da hatte ich vielleicht einfach nur Glück

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    1. Das kann passieren. War halt Pech. ;) Freundschaft wird halt unterschiedlich definiert. Ich öffne mich auch nicht jedem voll und ganz, aber ich teste meine Grenzen aus. Irgendwie muss man ja in Sachen Vertrauen voran kommen. ;)

      Liebe Grüße
      Any

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  2. Hm, ich unterscheide eher zwischen jammern und über seine Probleme reden ^^'

    Es gibt z.B. Menschen, die einem immer erzählen, wie schlecht es ihnen geht. Dieser Mensch zählt mir auf, wieviel Pech er im Leben hat, alles ist scheiße. Wenn man ihn darauf hinweist, dass er hier und da doch auch echt Glück hatte, sagt er entweder, dies sei nichts wert oder er habe es sich ja auch erarbeitet - alle anderen hingegen bekommen es seiner Meinung einfach hinten rein...
    Hachja... sowas ist für mich jammern. Und sowas nervt nicht nur, sowas greift auch an. Vor allem, wenn solche Personen dann die eigenen Probleme nicht hören wollen oder sogar kontern und sagen: Naja, mir gehts schlimmer! Das muss dich doch aufbauen!

    Ich höre eigentlich "gerne" Menschen zu, wenn sie von ihren Problemen und Kummer berichten. Ich bin auch der Meinung, dass man Probleme nicht in sich hinein fressen lassen darf. Man muss den Druck mal entlassen können, wie du auch geschrieben hast, Any ^^ Aber wie bei allem geht halt auch zu viel... Es gibt aber wirklich Menschen, die garnichts "unschönes" wissen wollen. Aber sowas ignoriert man am besten. Danach weiß man ja Bescheid, auch wenn es verletzend war...

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    1. "Wenn man ihn darauf hinweist, dass er hier und da doch auch echt Glück hatte, sagt er entweder, dies sei nichts wert oder er habe es sich ja auch erarbeitet - alle anderen hingegen bekommen es seiner Meinung einfach hinten rein...Hachja... sowas ist für mich jammern."

      Genau das IST Depression. Diese Menschen können ihre Leistung (und sich selbst) nicht wertschätzen und genau das ist ein Bestandteil bei Depressionen. Genau wie Menschen mit Depressionen mit den üblichen Ratschlägen nicht konstruktiv umgehen können. Sie sind depressiv! Hoffnungslos, voller negativer Energie! Genau deshalb können sie ja nichts positives sehen, weil sie depressiv sind.

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